Hausautomation und Smart Home – nur eine Vision?

Die Idee Funktionen der Haustechnik zu elektrifizieren und automatisieren manifestierte sich in den letzten drei Jahrzehnten auch im privaten Wohnumfeld. Seit rund 15 Jahren wird vom „Smart Home“ gesprochen welches heute quasi als Synonym für moderne Geräte steht. Beispielswiese wird in der Vermarktung einer intelligente Personenwaage (die sich per App nutzten lässt) dieses Produkt als Bestandteil eines Smart Home definiert. Ein Smart Home ist also ein Zuhause mit vielen technischen Geräten die per App steuerbar sind? Schließlich bediene ich ja die Geräte auch mit einem „Smart“ Phone…..

Smartphone = Smarthome

Daher hat sich die Bezeichnung Smart Home als Begriff viel schneller ausgebreitet, als es tatsächlich smarte Wohnungen und Häuser gibt.

Denn ein Smarthome sollte vielleicht auch in der Lage sein, alle smarten Geräte nicht nur am Smartphone zusammenzuführen, sondern diese auch miteinander zu verknüpfen. Im Kontext mit Architektur und Gebäude spricht man von der Hausautomation (engl. Home-Automation). Der noch relative geringe Marktanteil wirklich vernetzter Wohnungen und Häuser hat unterschiedliche Ursachen, wie beispielsweise falsche Erwartungen in Bezug auf einen „Standard“ oder das ein Smarthome etwas zum Geldsparen wäre.

„Ich warte erstmal auf den universalen Smart-Home-Standard“
Ein häufige Irrtum, denn den einen „Standard“ gibt es nicht. Aber es gibt bereits viele standardisierte Kommunikationsprotokolle, mit der unterschiedliche Komponenten der Haustechnik vernetzt sind. Egal wie der Standard dann heißt, die Kommunikation der Geräte erfolgt per Kabel- oder/und per Funkverbindung.

Control4 Automation

Kabel oder/und Funk

Ein etablierter Standard der Kabelkommunikation ist das KNX-Protokoll mit seinem Bus-Kabel. Auch das LAN-Kabel / CAT-Kabel wird von vielen Systemen als IP-Kommunikation genutzt. Unter den Kabel-Gebundenen Standards reihen sich noch der LCN-Bus (proprietäres Bus-System , RS485 (das Protokoll wird bei verschiedenen Systemen genutzt, wie z.B. Crestron und Control4 Panalized Lighting) und Digitalstrom (der seine proprietären Befehle über die Stromleitung verteilt). Dann gibt es auch noch den DALI-Bus, ein Standard für der Leuchten-Industrie für Zweckbauten, hält mittlerweile auch Einzug in den gehobenen Wohnbereich. Die Kommunikation zu den Leuchten erfolgt über das Stromkabel (NYM-J 5×1,5).

Drahtlos-Standards

Bei den Funk-Protokollen gibt es viele weitere Standards, da hier vor allen Nachrüst-Lösungen und DIY-Produkte miteinander kommunizieren. Aber auch professionelle System nutzen Funk-Standards um mit Geräten zu kommunizieren – vor allen bei Bediengeräten.

  • WLAN / WiFi (2.4-5.8Ghz)
    Das WLAN-Netz ist ein beliebter Standard für den Einsatz von Tabletts und Smartphone als Bedienmöglichkeit per App. Aber auch viele andere Daten laufen über das WLAN, wie Streaming-Dienste, Multiroom-Audio und nicht zuletzt Internetverbindungen im Allgemeinen. 2.4 und 5Ghz sind die etablierten Frequenzen im heimischen Netz. Jedoch gilt zu beachten: je mehr Geräte, je mehr Streaming-Dienste, je dickere Wände > und ganz schnell kann die das heimische WLAN auch als komplexes Stück Haustechnik enden.
  • Bluetooth (2.4Ghz)
    Den anfangs zu Sprach-, später zur Musikübertragung und zuletzt auch Möglichkeit zur Datenübertragung von Haustechnik genutzte Standard sendet wir WiFi im 2.4 Ghz Funkbereich. Mesh-Lösungen wie frogblue ermöglichen die stabile Kommunikation der Haustechnik-Komponenten.
  • Zigbee Lighting (2.4Ghz)
    Eine beliebtes Steuerungs-Protokoll bei den Leuchtenherstellern, wie Philips HUE , Osram und IKEA tradfri

  • Zigbee Pro (2.4Ghz)
    Im gegensatz zu Zigbee Lighting sind hier dank der Roaming-fähigen Bauteile verschlüsselte Meshstrukturen möglich. Control4 nutzt diese Protokoll bei den Drahtlosen Licht- und Tastermodulen sowie der Funkfernbedienung SR260
  • ZWave (868Mhz)
    Der weit verreitete Standard, vor allem im Do-It-Yourself Markt weit verbreitet ist, wird von den Herstellern Fibaro, HOMEE etc… genutzt.
  • DECT ULE (1.9Ghz)
    Eine Sonderstellung aus der Telekommunikation kommende DECT Standard ist der DECT- UltraLowEnergy Standard, der im Alarmbereich genutzt wird.
  • Enocean (868Mhz)
    Im gleichen Frequenzband wie ZWave ist auch Enocean beheimatet. Das Kommunikationsprotokoll beruht auf Energie-Harvesting – es wird beruht auf den Datenaustausch, die per Energie durch beispielsweise den reinen Tast-Impuls ausgelöst wird.

Keine leichte Entscheidung

Die passende Smarthome-Lösung gilt es anhand von Budget, baulicher Situation und Funktionsumfang zu finden. 

Funktionsumfang

Angefangen beim Funktionsumfang, bliebt nur so viel zu sagen, das ein echtes Smarthome auch von einer möglichst kompletten Verbindung der technischen Geräte lebt. Die per App schaltbare Steckdose ermöglicht zwar einen kleinen Zusatznutzen. Der Begriff smart ist hier jedoch eher dem Hersteller zuzuschreiben der damit smart Geld verdient. Ein Smart-Home hat einen zentralen Nutzen: Bedien- bzw. Wohnkomfort. Der Aspekt Sicherheit und Einbruchschutz ist im jeden Fall ein wichtiger Zusatznutzen und der Fun-Faktor kann mit Multimedia tauglichen Systemen erreicht werden.

Die bauliche Situation

Oder anders gesagt, befindet sich die Smarthome Planung im Rahmen eines Neu-/ Umbaumaßnahme oder Renovierung. Ein Smarthome komplett nachzurüsten, ohne nachträglich Kabel zu ziehen ist mit Einschränkungen möglich.

Das Budget

Der für viele Nutzer entscheidende Punkt ist auch das Budget – wie teuer ist eine Hausautomation? Komfort kostet Geld – das muss man wissen. Es gibt aber durchaus die Möglichkeit, vorausschauend zu Planen.

Ohne Recherche, kann der Weg zum eigenen Smarthome in einer Einbahnstraße enden. Zumindest wenn es mal erweitert werden soll oder wenn ein Service-Fall eintritt. Die Gütesiegel des Handwerks und Verbände wie die KNX.org können ein erster Anhaltspunkt sein. Hersteller mit einem relevanten Partnernetzwerk sind ebenfalls ein Indiz für eine engere Wahl.

Kabel oder Funk?

Ein Kabel bedeutet eine eindeutige Verbindung. Drahtlos bzw. per Funk ist immer störanfälliger als eine Kabelverbindung. Nun lässt sich Funk bzw. WLAN nicht ganz vermeiden, insbesondere bei APP-gesteuerten Systemen, jedoch empfiehlt sich nicht mehr Drahtlos-Technik als notwendig zu nutzen. Unabhängig davon ob es ein etablierter oder weltweiter Standard ist > eine Kabelverbindung bleibt eine Kabelverbindung.

Zukunftssicher

Wenn Kabel gezogen werden, ist dies auch fast immer eine Zukunftssichere Investition. Beispielsweise mehrer LAN-Leitungen pro Raum. Proprietäre Kabel sollten gut überlegt werden, wobei bei der Nutzung einer KNX-Verkabelung mit seinen über 400 Herstellern, auch von einer zukunftssicheren Investition gesprochen werden kann.

Offenes Systeme / Kompatibilität

Hier kann dem Smarthome-Interessierten nur so viel gesagt werden. Achten Sie auf eine transparente Hersteller-Aussage. Eine Form in der Kommunikation, die nicht auf „mehr brauchen Sie nicht“ den Horizont eines echten Smarthome reduziert. Informieren Sie sich bei verschiedenen Herstellern und vergleichen Sie die Aussagen!

Professionelle Systeme

Ein durch einen Profi installiertes System ist quasi unumgänglich sobald es an die Elektro-Verteilung geht. Suchen Sie einen geeigneten Partner, indem Sie offen Ihre Wünsche artikulieren und die Antworten von 2-3 Anfragen vergleichen. Leider ist ein Smarthome-Profi nicht immer automatisch ein Profi. Es gibt leider keine geschützte Berufsbezeichnung, die eine Suche vereinfachen würde.

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